
MAI 1945 – Mai 2025
GEDENKEN AN DIE LETZTEN OPFER DES NS-REGIMES
Donnerstag, 8. Mai 2025, 19:00 Uhr
vor dem Charlotte Taitl-Haus
Roßmarkt 29, Ried im Innkreis
Mit dem 8. Mai 1945, 23:01 wurden alle Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges in Europa eingestellt. 80 Jahre später erinnern wir uns der Todesopfer des Nationalsozialismus in den letzten Tagen des Krieges, die im Zuge der Kapitulation im Bezirk Ried ermordet worden sind.
Besonders gedenken wir Theresia Lauß und Rupert Haginger (Reichersberg), Albert Kurzke und Ernst Kienel (Ried) sowie Wladimir Dulepo (Geiersberg).
![]() | ![]() | Von Albert Kurzke haben wir kein Foto | ![]() | ![]() |
Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen des Rieder Gymnasiums werden über die Toten der sogenannten Endphaseverbrechen informieren und ihrer gedenken. Umrahmt wird die Veranstaltung von musikalischen Beiträgen des Unterstufenchores unter der Leitung von Martin Obereder.
Theresa Lauß und Johann (Herr Rupert) Haginger, ermordet am 2. Mai 1945
Im Hause von Theresa Lauß in Reichersberg wurde die weiße Fahne gehisst. Der Chorherr Herr Rupert Haginger war zu Besuch, als Gaueinsatzmänner aus Linz die Entfernung der Fahne anordneten.
Herr Rupert wies sie kurz und bündig ab. Daraufhin kam es zu einem Handgemenge. Der Geistliche wurde zuerst mit dem Gewehr niedergeschlagen, dann erschossen. Theresia, die bereits auf den Dachboden gehen wollte, wurde ebenfalls von einem Schuss getroffen. Die Männer flüchteten. Ein herbeigerufener Arzt leistete vor Ort Erste Hilfe. Vergeblich. Theresia starb um 23.30 Uhr nach Empfang der heiligen Sterbesakramente im 52. Lebensjahr. Der Leichnam des Chorherren wurde ins Stift gebracht. Herr Rupert war 46 Jahre alt.
Ernst Kienel, Drogist in Ried, getötet am 3. Mai 1945
Es war der 3.Mai 1945 – am Tag des Einzugs der US-Truppen in Ried. Gleichzeitig der Tag, an dem Fanatismus tötete: Hitlerjungen wurden ausgestattet mit Waffen und dem Befehl, das Hissen weißer Fahnen zu unterbinden. Ried sollte nicht kapitulieren! Zwei Sechzehnjährige erhielten von Kreisleiter Landwehr den Auftrag, die weiße Fahne vom Turm der Stadtpfarrkirche zu holen. Ernst trat ihnen entgegen. Er hätte ihr Großvater sein können mit seinen 60 Jahren. Irgendwie kam es zu einem Handgemenge. Einer der Burschen schoss. Ernst stürzte und fiel mit dem Hinterkopf auf den Randstein. Die Hitlerjungen kümmerten sich nicht um ihn und zogen weiter. Ernst verstarb noch am Abend desselben Tages.
Albert Kurzke, Soldat in Ried, am 3. Mai 1945 von eigenen Kameraden erschossen
In Altenried, im Bereich der heutigen Tannbergstraße, befand sich die sogenannte Spielkartenfabrik. Soldaten hatten auf dem Dachboden ihre Geschütze in Position gebracht, um die freie Sicht und das freie Schussfeld bis zur Schärdinger Straße auszunutzen. Das Kommando hatte Feldwebel Albert Kurzke. Am frühen Nachmittag des 3. Mai näherten sich die US-amerikanischen Soldaten mit ihren Fahrzeugen. Es lag an Albert, ob sich seine Soldaten ergaben oder nicht. Er entschied, nicht zu schießen!
Eine Flak in der nahen Kaserne begann trotzdem zu feuern. Es wurde gefährlich. Albert wollte, dass diese Gruppe ihr Feuer einstellt. Er robbte zur Stellung und klärte die Situation. Prompt stoppten die Waffen. Das Ende der Kämpfe und damit eine friedliche Übergabe der Stadt schienen möglich. Auf seinem Weg zurück fiel plötzlich doch noch ein Schuss, und der Unteroffizier blieb blutend liegen. Er ist von hinten getötet worden. Von einem seiner eigenen Leute. Als letztes Kriegsopfer von Ried. Albert ist am Kriegerfriedhof in Ried begraben.
Wladimir Dulepo, Ukrainischer Zwangsarbeiter, ermordet am 4. Mai 1945 in Geiersberg
Die Amerikaner rückten in den Morgenstunden des 4. Mai von Ried kommend über Geiersberg nach Haag am Hausruck vor. Es war ein Freudentag für Wladimir. Daher kletterte er auf einen Baum, um eine weiße Fahne, von weitem sichtbar, aufzuhängen. SS-Männer, die sich in einem Auto von Pram her näherten, entdeckten sie aber zuerst und schossen ohne zu zögern.
Wladimir wurde noch ins Krankenhaus Grieskirchen gebracht. Um 8 Uhr früh zogen amerikanische Soldaten schließlich kampflos in Pramerdorf ein. Wladimir verstarb nachmittags um 16.30 Uhr.
Von dem tragischen Ereignis mit Wladimir Dulepo gibt es eine Farbzeichnung von Albert Fisecker (1926-1991), die heute im Besitz von Wolfgang Fisecker, wohnhaft in Ried, ist.
(Quellen: Texte und Sprachbeiträge des Lern- und Gedenkortes Charlotte Taitl-Haus Ried sowie Gottfried Gansinger: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis, Studien Verlag, 2016)

Veranstalter: Gymnasium Ried, Lern- und Gedenkort Charlotte Taitl-Haus, M. u. T., und Kulturabteilung der Stadt Ried
Fotos: Lern- und Gedenkort
Zeichnung: Fisecker